@ ArneH:
Die 4AT mit VDC hatte eben nicht die frontlastige Auslegung mit per Lamellenkupplung angehängter Hinterachse, sondern ein echtes Differential wie 5AT und Handschalter. Musste mich damals selbst diesbezüglich erst hier belehren lassen, auf der Schweizer Subaru-Homepage gab es dazu mal eine gute Übersicht. Über die exakte Kraftverteilung bin ich mir nicht sicher, sie war aber mindestens 50/50 wie bei den Handschaltern oder sogar leicht hecklastig wie beim 5AT. Die Lineartronic dagegen hat kein Zentraldifferential, sondern eine elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung, demnach im Prinzip wie die 4AT-Getriebe früher.
@ BJF1991:
Zur grundsätzlichen Kraftverteilung der ACT4-Getriebe gibt es unterschiedliche Angaben, ganz früher 80/20, später dann 90/10. Ob einfach nur die Angaben variieren oder tatsächlich auch die Auslegung, weiß ich nicht. Prospektangaben kann man ja nicht immer trauen. Bei geschlossener Lamellenkupplung herrscht eine starre Verbindung mit Grundverteilung von 50/50, wobei dann in Abhängigkeit der Radhaftung in Extremfällen auch 100/0 oder 0/100 rauskommen kann. Das ist physikalisches Prinzip des starren Allradantriebs.
Die Tatsache, dass die Hinterachse immer mindestens zu 10% mit angetrieben wird, rechtfertigt streng genommen die Aussage "permanenter Allradantrieb", das ist richtig. Im Fahrverhalten ergibt sich dennoch das Bild eines automatisch zuschaltenden Systems, wie ich auf tausenden Winter-Kilometern mit einem Legacy I selbst erfahren habe. Beim Gasgeben in Kurven erfolgte zunächst haltloses Untersteuern, das dann schlagartig in ein ausbrechendes Heck kippte. Sicher und vorhersehbar sieht für mich anders aus, insofern halte ich dieses System für schlecht oder zumindest deutlich schlechter als die Systeme mit Differential. Denn dem gegenüber zeigte ein Schaltgetriebe-Subaru in gleichen Situationen ein gut kontrollier- und berechenbares Driftverhalten vom ersten Gasstoß an. Bei Nässe, also noch vergleichsweise griffiger Fahrbahn, gab es bei beiden Systemen reines Untersteuern beim kräftigen Gasgeben in Kurven.
Aber man musste dieses Verhalten schon provozieren, im Normalfall fiel es nicht auf, da man bei Glätte normalerweise bewusst vorsichtig Gas gibt, erst recht, wenn sich durch das anfängliche Untersteuern die Grenze bereits zeigt. Der Sicherheitsvorteil, der sich beim Allradantrieb dadurch ergibt, dass ein einzelnes Rad nicht 50%, sondern nur 25% der Kraft übertragen muss und damit mehr Reserven für die Seitenführung besitzt, ist aber mit einer solchen frontlastigen Auslegung weitgehend hinfällig, da erst, wenn die primär angetriebenen Räder ihre Haftgrenze bereits überschritten haben, die Umverteilung erfolgt. Damit "verkommt" bei den VDC-losen Automaten der Allradantrieb zur reinen Traktionshilfe. Du hast recht, "durch" kommt man damit immer, aber der Einfluss auf die Fahrdynamik ist nahe Null oder eher negativ.
Einzige Einflussgröße neben den Raddrehzahlen war für die alten Systeme die Gaspedalstellung, wodurch beim "Kavalierstart" die Kupplung bereits geschlossen werden konnte, bevor Räder durchdrehten. Für die Regelung bei Kurvenfahrt sind erst moderne, mit dem ESP/VDC vernetzte Systeme geeignet, da Werte für Lenkwinkel und Gierrate nötig sind. Darin liegt auch der Vorteil des Systems der Lineartronic gegenüber den früheren, VDC-losen Systemen. BMW verwendet ja ein ähnliches System, nur ist dort primär die Hinterachse angetrieben und die Vorderachse per Lamellenkupplung "zugeschaltet".
Die Kraftverteilung mehr in Richtung Hinterachse erfolgte meinem eigenen Eindruck aber damals beim Legacy I immer noch schneller als dann später beim Outback auf Legacy-IV-Basis, der besonders bei Nässe oft mit Traktionsproblemen zu kämpfen hatte. Zum Drift auf Schnee habe ich ihn überhaupt nie bringen können, es aber auch nach erfolglosen Anfängen aus Sicherheitsgründen später nicht wieder versucht, weil ich einfach nirgends den Platz dazu gehabt hätte. Erst schiebt sich die Front zum Außenrand der Kurve, und dann kommt vielleicht irgendwann doch noch das Heck rum und landet vollends im Aus. Auf dieses Verhalten hat man als Fahrer kaum Einfluss, da man im Unterschied zu einigen vergleichbaren Systemen anderer Hersteller keine manuelle Sperrmöglichkeit für die Kupplung hat. Einzige Möglichkeit wäre, wirklich Vollgas zu geben, damit die "Kavalierstartschaltung" greift. Doch dazu muss man sich erstmal überwinden.
Nicht vergessen zu betonen möchte ich aber, dass das alles Kritik auf hohem Niveau ist. Subaru als selbsternannter Allradspezialist muss sich so etwas aber gefallen lassen, wenn die Qualitäten der Systeme nun einmal unterschiedlich sind (wie wahrscheinlich auch die Kosten

). Doch selbst der schlechteste Subaru-Allradantrieb ist noch um Welten besser als das völlig untaugliche System von Honda oder gar kein Allrad.
Grüße,
Thomas