Tachchen Leute!
Vor etwa zwei Wochen verfiel ich dem Geiz und machte einen großen Fehler.
ATU warb mal wieder mit Sonderangeboten und besonderen Preisen.
Ich hin und Angebot machen lassen.
Bremsen hinten und vorne, Scheiben und Klötze erneuern. Dazu ne Klimawartung und Desinfektion sowie Lackierung der Bremssättel in rot.
Alles zusammen sollte knapp 600€ kosten. OK, dachte ich.
Eigentlich stand noch ne Inspektion mit Automatikgetriebeölwechsel an, aber da traute man sich nicht ran?
„Ist uns zu unsicher“ sagte man mir. Hm. Komisch.
Trotzdem Preise vergleichen. Gesagt getan.
Diverse Subaru-Werkstätten angeschrieben und gefragt, was der Spaß kosten sollte.
Alleine für die Bremsen hätte ich in der günstigsten Subaru-Werkstatt knapp 650€ zahlen müssen.
Aufgrund des wirklich großen Preisunterschieds entschied ich mich für ATU. Termin vereinbart und Auto pünktlich abgegeben.
Abends sollte ich dann wiederkommen und meinen Dicken abholen.
Mein Bruder fuhr mich hin. Kurz vorm Abbiegen auf das ATU-Gelände kam uns ein silberner Forester Turbo entgegen, mit einem Affenzahn und bog vor uns übelst schnell auf den ATU-Parkplatz.
Ich bekam Herzrasen…
Wir dann hinterher. Auf dem Parkplatz sah ich dann, wie jemand meinen Turbo vor eine Werkstattbuchse abstellte, der Motor lief noch.
Als ich an das Fahrzeug herantrat, sah ich, wie es regelrecht aus den Radkästen qualmte, der Lüfter heulte auf. Es stank nach Verbranntem, fast beißend.

Ich ging zur Fahrertür und sagte dem Fahrer, dass er den Motor bitte nicht ausschalten soll. Dies wurde mir mit einem verunsicherten Blick bestätigt. Der Fahrer stieg dann aus und ging zu den anderen Mechanikern.
Mein erster Griff war in Richtung meines installierten Scangauges. Ich dachte, ich müsse sterben, als ich mir die gespeicherten Trip-Daten angesehen hatte...
Der Typ ist mit meinem Auto 1,4km gefahren, drehte dabei die Gänge voll aus (bis über 6000 U/mins) und fuhr in der umliegenden 50-Zone mit knapp 120km/h.
Mir war kotzübel und ich war so stinksauer.
Mein erster Gedanke war, dieser Typ ist mit meinem Auto aus Spaß Rennen gefahren und das KALT!

Zudem war keine Sitzfolie auf dem Fahrersitz.
Ich riss mich zusammen und wartete auf einen passenden Moment…
Mein Forester wurde dann die Buchse gefahren. Etwa acht Mechaniker tummelten sich um ihn herum. Man sagte zueinander
„das Schleifen ist immernoch da!“.
Daraufhin wurde er hochgebockt und alle guckten sich die Hinterachse an.
Sie schienen alle nicht sicher zu sein. Es sollte daher eine weitere Probefahrt gemacht werden. Diesmal setzte ich mich aber mit ins Fahrzeug.
Ein anderer fuhr dann, zwar zügig aber nicht rasant, eine Runde um den Block und versuchte, das Problem zu lokalisieren.
Es handelte sich hierbei um ein lautes Schleifen bzw. Rattern von der Hinterachse, sobald man Kurven bzw. über kleine Absätze fuhr.
Der jetzige Fahrer bestätigte mir übrigens auf Nachfragen, dass es sich bei dem Rennfahrer um den Werkstattmeister handelte…
Als wir wieder in der Werkstatt eintrafen wurde mein Turbo nochmal hochgebockt. Ich fragte nun den Meister, worum es sich hier handle.
„Ja, das ist ein Schleifen an der Hinterachse, vermutlich von der Handbremse. Da stoßen wahrscheinlich die alten Klötze der Handbremse an die neuen eingebauten Teile.“
Mit den Worten
„Nach ein paar hundert KM sollte das aber weg sein“ wollte der Meister mir meinen Turbo übergeben und mich so los schicken.
Ich war kurz vorm explodieren…
Ich stellte ihn unverzüglich zur Rede, was es mit den geloggten Werten aus dem Scangauge auf sich hatte und sagte ihm zudem, dass ich mein Auto keineswegs so in Empfang nehme.
Das Schleifen bzw. Rattern war nun mal vorher nicht vorhanden.
Der Meister sagte mir dann rotzfrech ins Gesicht
„Na, ich wollte die Bremsanlage doch nur richtig einbremsen“, des Weiteren
„ist doch der Motor schließlich dafür ausgelegt“
und außerdem
„war er doch auf Betriebstemperatur“ und
„falls ich geblitzt worden sein sollte, nehme ich das auf meine Kappe“.
Ferner gab er als i-Tüpfelchen an,
„dass sie jetzt Feierabend haben und den Wagen heute nicht mehr fertig machen können“.
Ich war nun zum Töten bereit…
Dem Meister war es offensichtlich nicht bewusst, was ich für ein Problem hatte. Er tat so, als wäre das ganz normal.
Auch nach mehrmaligem Nachfragen und dem Schildern meines Unmuts sah er das Problem nicht ein.
Den Wagen händigte er mir aber aus, mit den Worten
„das ist aber ne große Ausnahme, da sie ja noch nicht bezahlt haben“.
Ich bat daher um ein Gespräch mit dem Filialleiter, der nicht mehr anwesend war. Zuhause sah ich mir mein Auto näher an und stellte fest, dass die Bremssättel sehr liederlich lackiert wurden, mit Ecken, Kanten und sogar Klecksen auf den Bremsscheiben.
Wahnsinn. Dafür sollte ich Geld zahlen?!
Daher am nächsten Tag gleich hin und mit dem Meister, dem Leiter, einem Kumpel ein Achtaugengespräch geführt. Zuvor holte ich mir noch Rat von einem Freund, ein Kfz-Sachverständiger, und vom ADAC.
Der Filialleiter war sehr angenehm, fast schon sympathisch. Der Meister empfing mich zum Gespräch, kreidebleib und extrem freundlich und einsichtig.
Ich schilderte dem Leiter die Situation und verdeutlichte nochmals meinen Unmut und meine Enttäuschung zu dieser Angelegenheit.
Ich gab meinen Wagen ab, damit die Bremsen und die Klima gemacht werden. Der Motor musste nicht getestet werden. Und erst recht nicht in Form von Rennen.
Wer weiß, wer mein Auto dort erkannt hat bzw. diesen Spinner beobachtet und dabei sonstwas gedacht hat…
Der Leiter stimmte mir absolut zu und gab mir zu erkennen, dass ihm das nicht egal war.
Der Meister entschuldigte sich nun bei mir und bestätigte mir,
„dass es wirklich nicht in Ordnung war“. Ich war erst skeptisch, aber es kam authentisch rüber.
Insgesamt kam man mir neben einer Entschuldigung preislich entgegen.
Des Weiteren wurde mir zugesichert,
„dass alle Ausbesserungen vom o.g. Meister persönlich durchgeführt werden“,
„die Lackarbeiten auch richtig mit Aufhängen und Trocknen usw.“.
Mein Wagen wurde dann fertig gemacht und die Sättel komplett lackiert. Das sah dann auch richtig gut aus.
„Mit einem leichten Quietschen, welches in spätestens 14 Tagen weg sein sollte“ wurde mir der Turbo dann zum Feierabend übergeben.
Das leichte Quietschen hat mich jedoch wahnsinnig werden lassen. Am nächsten Tag wieder hin zum Ausbessern. Diesmal gleich zum Leiter. Der verwies mich dann an einen neuen Mechaniker.
Nett, sympathisch, kompetent. Er fand sofort die Ursache. Eine von diesen Bremsklotzklammern schleifte andauernd auf der Scheibe. Kurz bearbeitet, weg, Kunde zufrieden.
Warum nicht gleich so?! Top.
Habe das komplette Machwerk später von einer Subaru-Werkstatt begutachten lassen. Es ist alles iO. Bremsen sind von TRW.
Auch wenns mit dem Entgegenkommen und der Entschuldigung nicht viel erscheint, war ich einverstanden. ATU sieht mich und meine Familie jedoch nie wieder. Sie wurden ihrem Ruf gerecht. Schade.
Denn mir zuhause fehlt eine gute Schrauberbude, der ich vertraue. Am liebsten ein kleiner Familienbetrieb, zu dem man gerne kommt und nicht misstrauisch sein braucht.
Was wäre bloß ohne mein Scangauge gewesen? Ich hätte nicht den Hauch einer Chance gehabt.
Ich möchte mir nicht ausmalen, wie oft solche „Testfahrten“ unentdeckt bleiben und das eigene Auto missbraucht wird.
Zum Glück war mein Forry offensichtlich wirklich auf Betriebstemperatur.
Das Scangauge loggte, das der Motor in etwa 2h lief.
Ich möchte euch nur auf den Weg geben, haltet euch von sowas fern und überlegt wirklich mehrmals, ob so ein Schuppen für euch in Frage kommt.
Ich habe gelernt, dass Geiz eben nicht immer geil ist und wünsche mir, dass euch sowas niemals passieren wird.
Danke fürs Lesen. Haut rein.